Sanierung und Umbau Wohnhäuser Seestrasse, Zürich
Die Wohnhäuser Seestrasse 266–274 und Honrainweg 22 in Zürich-Wollishofen wurden 1950 von den Architekten Sauter & Dirler gebaut. Die sechs Gebäude mit insgesamt 39 Wohneinheiten sind windmühlenartig angeordnet und auf dem zum Zürichsee hin abfallenden, sanft modellierten Grundstück in einen «fliessenden» Grünraum platziert. Die Architektur ist zurückhaltend und der Formensprache der «Landizeit» verpflichtet: einfache Satteldachvolumen, gekonnt gesetzte Panoramafenster und verfeinernde Details wie etwa die Lochelemente der Treppenhausfenster. Die ursprüngliche, in den Ausführungszeichnungen von 1950 gut dokumentierte Architektur ist der Ausgangspunkt des neuen Entwurfes.
Im Innern überraschen die Grundrisse mit grosszügigen Zimmerfolgen. Verglaste Flügel und Schiebetüren erzeugen ein offenes, durch diagonale Blickbezüge charakterisiertes Raumgefühl. Das düstere Treppenhaus und der beengte Küche-Bad-Bereich der Ursprungsbauten sind hingegen wenig attraktiv. Zudem ist das Erscheinungsbild durch Fensterersatz und eine Küche-Bad-Sanierung der 80er Jahre getrübt. An diesen Punkten setzt das Sanierungskonzept an, greift gezielt und zugleich respektvoll in den Bestand ein und steigert auf diese Weise die Wohnqualität.
Durch eine Optimierung der Erschliessung können Küche und Bad grosszügiger gestaltet werden. Die schönen Ausbaudetails – insbesondere Türen und Schreinerarbeiten – werden bewahrt und durch die Neugestaltung von Küche und Bad sorgfältig weitergedacht. Die Eingänge und Treppenhäuser sind nun hell und einladend, die vergrösserten Balkone bieten Platz für Liegestühle oder einen Esstisch. Die prägnanten neuen Fassadenelemente nähern sich formal an das Stilrepertoire der 50er-Jahre-Architektur an und fügen den Bestandsbauten eine neue, spielerische Qualität hinzu.
Die energetische Sanierung folgt dem Konzept «LowEx Zero Emission» und ist ein zukunftsweisendes Pilotprojekt. Ausgangs lage ist ein lediglich 50 Millimeter starker Dämmputz, der es ermöglicht, Details und Proportionen der historischen Fassade zu erhalten. Neue Fenster mit Dreifachverglasung und eine vollständige Dämmung von Dach und Bodenplatte komplettieren die Gebäudehülle. Drei Hauptkomponenten bilden das System, dessen Betrieb CO₂-frei und energieautark ist: ein Erdsondenfeld, Wärmepumpen und Hybridkollektoren, eine neu entwickelte Kombination aus Photovoltaik-Modul und Sonnenkollektor. Dass die Bauten der 50er Jahre über ein Deckenheizsystem verfügen, hat sich dafür als Glücksfall erwiesen. Über die im Sommer gewonnene Wärme der Kollektoren wird das Erdsondenfeld regeneriert, das heisst, der Erdspeicher geladen, damit dieser langfristig nicht auskühlt. Mittels der Photovoltaik-Elemente wird Strom für den Betrieb der Wärmepumpen und für die Temperierung des Brauchwarmwassers erzeugt.
- Verfahren
- Direktauftrag
- Bauherrschaft
- Balintra AG, c/o UBS Fund Management AG, Basel
- Kenndaten
- GF: 5 700 m²
- GV: 15 800 m³
- Kosten
- 10.5 Mio. CHF
- Zeitraum
- 2011–2012
- Verfasser
- Baukontor Architekten AG mit Mark Ammann
- Team
- Mark Ammann, Jens Bohm, Patrick Sommer
- Fotograf
- Roger Frei, Roman Weyeneth